02.05.2024 11:18 Uhr

Kommentar: Die nächste Blamage für den FC Bayern

Ralf Rangnick (r.) will nicht zum FC Bayern - ebenso wie Julian Nagelsmann (l.)
Ralf Rangnick (r.) will nicht zum FC Bayern - ebenso wie Julian Nagelsmann (l.)

Nach Xabi Alonso und Julian Nagelsmann hat mit Ralf Rangnick auch die dritte Wahl des FC Bayern abgelehnt, Nachfolger von Thomas Tuchel zu werden. Die von Pleiten, Pech und Pannen geprägte Trainersuche des deutschen Rekordmeisters geht somit weiter - und kann nur mit einem faulen Kompromiss enden. Ein Kommentar.

Früher stand die Trainer-Elite Schlange, wenn der Platz an der Seitenlinie beim FC Bayern frei wurde. Heute scheint allein die Vorstellung, beim chronisch unruhigen Bundesligisten anzuheuern, viele Übungsleiter abzuschrecken.

Keine Frage: Die Absage von Ralf Rangnick ist für die Bosse an der Säbener Straße eine schallende Ohrfeige. Und irgendwo auch eine Blamage. Sich öffentlich derart deutlich auf den Nationaltrainer Österreichs festgelegt zu haben, rächt sich nun.

Dabei hat Klub-Patron Uli Hoeneß schon bei Rangnick keinen Hehl daraus gemacht, dass er nach Alonso und Nagelsmann nur die dritte Wahl war. Wie sollen sich die Nummer vier, fünf und sechs auf der Liste nun fühlen? Und vor allem: Warum sollten sie noch zusagen?

Mehr denn je drängt sich die Frage auf, ob die Entscheidungsträger einmal mehr zu voreilig waren, was das Thema Trainerwechsel betrifft. Schon die Beurlaubung von Julian Nagelsmann im März 2023 wurde intern im Nachhinein als Fehler betrachtet.

Noch ist Thomas Tuchel im Amt, und zumindest in der Champions League beweist der oftmals eigenwillige Coach, für den fraglos anspruchsvollen Job in München nicht komplett ungeeignet zu sein.

Eine Kehrtwende ist dennoch extrem unwahrscheinlich, zu dramatisch wäre der Gesichtsverlust für Tuchel und die Bayern-Führung.

Und jetzt? Tja, das fragen sich aktuell wohl nahezu alle, die es mit dem deutschen Rekordmeister halten, schließlich ist die Auswahl an gleichermaßen geeigneten wie verfügbaren Trainern nicht mehr allzu groß.

Fest steht nur: Rangnicks Absage hat den FC Bayern bloßgestellt und vor dem elementar wichtigen Champions-League-Rückspiel gegen Real Madrid nochmal das ganze Ausmaß des Münchner Dilemmas offenbart.

Heiko Lütkehus